Viele Medienschauplätze sind sog. Winner-takes-it-all Märkte. Das heißt, dass große Webseiten allein durch Ihre Größe wachsen und kaum Platz für andere lassen. Oder welche ernstzunehmende Konkurrenz zu Facebook kennen Sie? Dies liegt vor allem an Vernetzungs- und Informationsvorteilen der etablierten Seiten und Netzwerke. Menschen melden sich dort an, wo sie ihre Freunde treffen und Unternehmen möchte dort werben, wo sie auf möglichst viele Kunden treffen. Doch etwas scheint sich zu ändern:
Suchanfragen über Bing machen etwa 13% des deutschen Suchmarkts aus – in den USA sogar 33% – und die (vielfach) totgeglaubte Website Yahoo! ist die6. populärste Webseite der Welt. Überrascht Sie das? Höchste Zeit also, sich die Ursachen und Folgen einmal anzuschauen.
Bing – eine alternative zu Google?
Google bleibt nach wie vor der Branchenprimus. Aber Microsoft hat mit Bing eine Alternative auf den Markt gebracht, die vor allem mit Sicherheit, Datenverzicht und besseren Suchergebnissen überzeugen möchte. Die selbstauferlegte Datensparsamkeit von Bing ist zudem der größte Grund, weshalb viele Menschen lieber auf Bing als auf Google suchen. Bing sammelt nicht wie Google etliche Daten der Suchanfragen, um so ein personalisiertes Suchergebnis zu erstellen, sondern finanziert sich allein durch Suchmaschinenmarketing. Seit dem großen Relaunch von 2013 schafft es Microsoft seine Suchmaschine autark zu finanzieren.
Im Bezug auf die Suchergebnisse findet sich ein zweischneidiges Schwert. Durch die fehlenden personalisierten Suchanfragen muss der Suchende tendenziell mehr Suchanfragen stellen oder auf Unterseiten klicken als bei Google. Doch die algorithmisierte Suchergebnissdarstellung hat auch Vorteile: Der Benutzer kann „über den Tellerrand“ schauen und Themen und Webseiten abseits seines Spektrums finden. Dazu weiß der oder die Suchende, was über ihn gespeichert wird. Die Datensparsamkeit ist beruhigend und kann auch die Suchanfragen beeinflussen, wenn diese nicht direkt zu seinem Klarnamen zugeordnet werden können.
Gründe für die stärker werdende Suchmaschine sind vor allem Windows 10 mit eingebauter Cortana Sprachsuche und Microsoft Edge. Auch das Amazon Kindle HD & Alexa nutzen Bing als Standardsuchmaschine. Weiterhin kann die steigende Nutzerzahl auf die Kooperation von Bing und Apple zurückgeführt werden. Seit iOS 7 arbeiten beide Unternehmen zusammen, sodass Siri-Suchanfragen nun über Bing abgewickelt werden.
Der größte Grund für die steigende Relevanz von Bing ist also eindeutig die Vernetzung mit anderen Branchengrößen.
Interessant: Für Menschen mit Mathematik-Schwäche löst Bing nun abfotografierte Aufgaben mit dem eingens entwickelten Math Solver.
Yahoo – Totgesagte leben länger
Yahoo gehört zu den ältesten Webseiten des kommerziellen Internets. Doch im Gegensatz zu anderen Gründungsvätern des WWW ist Yahoo geblieben. 2017 belegte es den 6. Platz der am meisten aufgerufenen Webseiten. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung ist Yahoo wenig präsent. Daher lohnt sich ein Blick darauf, was Yahoo so erfolgreich macht:
- Yahoo ist mehr als eine Suchmaschine. Schon Mitte der 1990er-Jahre schaffte Yahoo es, weitere Geschäftszweige zu akquirieren. So wurde neben dem Hauptgeschäft ein Email-Dienst, eine Nachrichtenzentrale eingeführt und das Sportberichtunternehmen Yahoo Sports gegründet. Flickr und Tumblr sind weitere bis heute erfolgreiche Zweige dieses Unternehmens. Die Diversifikation des Geschäfts ist ein Grund weshalb Yahoo bis heute am umkämpften Markt exisitiert.
- Yahoo setzt Trends. Yahoo ging während seiner gesamten Existenz nur selten Trends hinterher. 2005 investierte das Unternehmen 1 Milliarde US-Dollar in das eCommerce-Unternehmen Alibaba.com (40% Anteile). Durch den raketenartigen Anstieg der Aktie in den Folgejahren wohl eine gelungene Investition. Bis heute hält Yahoo 20% Unternehmensanteile an Alibaba.com. 2018 machte Alibaba 40 Milliarden US-Dollar Umsatz.
- Das Kerngeschäft funktioniert gut. Auf Grund von unterschiedlichen Suchalgorithmen liefern die Suchmaschinen auch unterschiedliche Ergebnisse. Die Suchergebnisse von Yahoo stehen denen von Google jedoch in Nichts nach.
Fazit
Abseits der „Monopole“ ergeben sich immer größer werdenden Anteile. Die Zeiten, in denen Branchenriesen eine Alleinherrschaft vorweisen konnten, scheinen allmählich vorbei zu sein. Dies geschieht durch geschickte Integration in neue Services sowie durch Erweiterung der Dienste in den Bereichen, in denen die Riesen nicht agieren. Daher lohnt es sich auf für Besucher mal bei der Konkurrenz vorbeizuschauen. Eventuell findet man ein Feature, das man sich auch für die „Großen“ wünscht. Beispiel: Das Filtern von Suchergebnissen nach einem Datum geht bei BING bis heute viel einfacher als bei Google. So sieht man bei neben der Anzahl der Suchergebnisse ein Reiter mit „Datum“, dort wird das gewünschte Datum eingegeben. Das war’s. Bei Google sind für die Funktion mehr Wege nötig. Aber diese Kleinigkeiten sind ausschlaggebend für das Überleben abseits des absoluten Mainstreams.